Mach Dich mal locker! Wie Du mit Yoga zu einer entspannten Lebenseinstellung findest.
Huaaa, neulich sah ich sie wieder, die ernste Miene und die steile Falte auf der Stirn. Tief in Gedanken versunken passierte ich eine Fensterscheibe und erhaschte einen kurzen Anblick meines ganz und gar nicht glücklich drein schauenden Gesichts. "Oh mein Gott, das bin ich?" dachte ich erschrocken. Wie war das mit dem Entspannen der Gesichtsmuskeln, sage ich nicht genau das in jeder meiner Yogastunde... ?
Sich locker machen - von der Yoga Matte mitten rein ins Leben
Lange Zeit habe ich viel zu viele Dinge viel zu ernst genommen. Und ehrlich gesagt ist das manchmal noch heute so. Noch nicht einmal meine eigene Yogapraxis konnte ich entspannt angehen, obwohl es im Yoga doch genau darum gehen soll. Lange hat mich leider mein verinnerlichter Drang nach Perfektionismus geritten und auch auf der Matte wollte ich eine möglichst perfekte Figur abgeben. Erst nach und nach habe ich nicht nur verstanden sondern begriffen und verinnerlicht, dass es perfekt nicht gibt und das Yoga ein hervorragendes Mittel dazu ist, genau das für sich herauszufinden.
Der inzwischen etwas abgegriffene Satz "jeder Mensch ist einzigartig" hat schon allein anatomisch seine volle Berechtigung. Keine Wirbelsäule gleicht der anderen, vermutlich auch kein Schulterblatt oder Becken und auch kein Fuß. Ganz zu schweigen von unseren Charaktereigenschaften und unserem Wesen.
Yoga ist ein prima Weg, sich nicht nur körperlich sondern auch mental locker zu machen. In der philosophischen Schrift Yoga Sutra des Weisen Patanjali, geschrieben vor mehr als 2.000 Jahren, heisst es, dass sich die ideale Position im Yoga leicht und stabil zugleich anfühlen sollte. Gemeint ist die Symbiose aus Anspannung und Entspannung, das Gefühl, das in der Anspannung immer auch ein Zustand von Entspannung mitschwingt.
Take it easy, Baby!
Locker machen heisst nicht, alles nur noch "the easy way" zu betrachten und anzugehen. Es ist nicht das Klischee vom ständig bekifften Surfertyp am weissen Strand vom vermeintlichen Paradies, das ich hier bedienen will, auch nicht das vom ewigen Aussteiger. Es geht vielmehr um das entspannte Verhältnis zu den Dingen, die wir täglich tun, denken und fühlen. Dafür muss niemand physisch aussteigen. Auch wenn die Surfbude am Strand sicherlich immer noch für viele ein Traum ist. Und das eine schließt das andere nicht aus. Mit einem lockern Mindset schwindet die Angst vor Bewertung und Kritik, die Angst, keine Anerkennung zu bekommen für das, was wir tun. Und schließlich laufen wir plötzlich auf zur Höchstform und setzen Dinge um, von denen wir vorher nie zu träumen wagten.
Das ideale Leben ist leicht und stabil zugleich
Natürlich ist eine lockere Lebenseinstellung nicht von heute auf Morgen zu erlernen. Der Weg dahin kann lang und steinig sein, je nachdem, von wo aus wir starten und alles, was wir neu oder wieder erlernen müssen,braucht Zeit und Übung. Yoga schlägt für mich zwei Fliegen mit einer Klappe: der Weg über die Matte führt schließlich nicht nur dazu, körperlich "locker" und stabil zu werden, sondern es tut dasselbe nach und nach auch mit dem Geist. Wer durch die beständige Yogapraxis lernt, dass Ehrgeiz und Verbissenheit auf der Yogamatte zu nichts führen, beginnt, diese Einsicht nach und nach auch in sein alltägliches Leben fern der Yogamatte zu übertragen.
Mir ist gleichgültig, wie es jemand schafft, sich locker zu machen. Hauptsache, er schafft's. Denn wie traurig wäre es, wenn das Leben aus lauter Angelegenheiten bestünde, die nur in unserer eigenen Wahrnehmung ernst und beängstigend erscheinen. In Wirklichkeit sind es einfach Momente und Situationen, die es zu meistern gilt. Und das klappt garantiert besser mit einem lockeren Lächeln auf der Lippe und im Herzen.
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