Warum wir uns selbst belügen – und wie wir damit aufhören können

Leider wahr. So geht es vielen Menschen, dir auch?

Pias Geschichte: Vom Traumjob zur Tretmühle

Pia (32 Jahre alt): Sie kam zu mir, weil sie spürte: Ich muss etwas ändern. Nur wie?

Vor sechs Jahren hat sie ihren Traumjob als Marketing Managerin in einer renommierten Werbeagentur ergattert. Damals war sie voller Tatendrang, sprühte vor Ideen und konnte es kaum erwarten, die Welt des Marketings zu erobern. Doch die Jahre vergingen, und die einstige Begeisterung wich langsam einer immer tiefer werdenden Unzufriedenheit. Die Überstunden, die immergleichen Projekte und die ständigen Deadlines zehrten an ihr.

“Heute fühlt sich mein Traumjob eher wie ein Hamsterrad an, aus dem ich nicht herauskomme.”

Doch sie blieb, redete sich ein, dass es überall so wäre. „Ein Job ist nun mal kein Zuckerschlecken“, sagte sie sich immer wieder. Die Vorstellung, alles hinzuschmeißen und von vorne anzufangen, machte ihr Angst. Was, wenn es woanders noch schlimmer wäre? Was, wenn sie nirgendwo einen Job finden würde, der besser zu ihr passte?

Also verdrängte sie die Zweifel und blieb – obwohl sie tief in sich spürte, dass sie etwas ändern musste.

Leons Geschichte: Das Leben in der Komfortzone

Anders gelagert, nämlich privat, doch dasselbe Dilemma erlebte Leon. Als wir uns kennenlernten war er 38 Jahre alt, hatte eine Ehefrau, zwei Kinder und ein Haus in einem netten Vorort. Sein Leben sah von außen betrachtet ziemlich gut aus: Er hatte einen sicheren Job, eine stabile Ehe und eine Familie, die ihn liebte. Doch innerlich fühlte er sich schon lange nicht mehr glücklich. Die Liebe zu seiner Frau, die wie er es empfand früher voller Leidenschaft war, hatte sich in den letzten Jahren zu einem ruhigen, aber auch gefühllosen Miteinander gewandelt. Sie lebten nebeneinander her, ohne wirkliche Verbindung.

Leon blieb in dieser Ehe, weil es die sichere Option zu sein schien. Der Gedanke, alles aufzugeben – das Haus, die Routine, die Familie – erschien ihm unerträglich. Aber der Gedanke, den Rest seines Lebens in dieser emotionalen Flaute zu verbringen, liess ihn nicht zur Ruhe kommen.

Also blieb er, verdrängte seine Unzufriedenheit und hoffte, dass sich irgendwann etwas von selbst ändern würde.

Das tut es manchmal. Doch zu welchem Preis?

 

Die Wissenschaft hinter der Selbsttäuschung

Kennst du das auch? Du bleibst in Situationen, die dir nicht guttun, weil du Angst vor dem Unbekannten hast. Vielleicht redest du dir ein, dass alles gar nicht so schlimm ist, obwohl dein Bauchgefühl dir etwas anderes sagt. Menschen neigen dazu, sich an das Vertraute zu klammern, selbst wenn es sie unglücklich macht. Unser Gehirn ist darauf programmiert, kurzfristige Schmerzen zu vermeiden – und so erzählen wir uns selbst Geschichten, die den Status quo rechtfertigen.

Wissenschaftlich betrachtet ist Selbsttäuschung oft ein Schutzmechanismus, der uns vor unangenehmen Gefühlen wie Angst, Scham oder Unsicherheit bewahren soll. Eine Studie von Psychologen der Yale University zeigt, dass unser Gehirn oft dazu neigt, Informationen zu verzerren oder sogar zu ignorieren, um unser Selbstbild und unsere innere Stabilität zu schützen.

Kurz gesagt: Wir belügen uns selbst, weil es einfacher ist, in einer bequemen Illusion zu leben, als sich der schmerzhaften Wahrheit zu stellen.

Was passiert, wenn du deine Bedürfnisse ignorierst?

Doch was passiert, wenn du deine wahren Bedürfnisse über längere Zeit ignorierst? Wenn du ständig über deine Grenzen gehst und in Situationen verharrst, die dir nicht guttun? Langfristig kann das verheerende Auswirkungen auf deine mentale, körperliche und seelische Gesundheit haben.

Wenn du deine eigenen Bedürfnisse ständig hinten anstellst, entsteht eine innere Spannung, die sich früher oder später in Erschöpfung, Stress oder sogar Burnout manifestieren kann. Körperliche Symptome wie Schlafstörungen, Magenprobleme oder chronische Verspannungen sind oft die Folge. Aber auch emotional zahlst du einen hohen Preis: Du fühlst dich vielleicht innerlich leer, enttäuscht und von deinem eigenen Leben entfremdet. Anstatt in Fülle und Freude zu leben, erlebst du immer mehr Momente der Frustration und Resignation.

Dieses Ignorieren der eigenen Bedürfnisse hat auch Auswirkungen auf dein Selbstwertgefühl. Je länger du dich selbst belügst, desto schwieriger wird es, deine eigene innere Stimme zu hören und auf sie zu vertrauen.

Du fängst an, an dir selbst zu zweifeln, deine eigenen Stärken nicht mehr wahrzunehmen und dich immer mehr von deinen Zielen und Träumen zu entfernen.

Prokrastination – Die Königin der Selbsttäuschung

Ein Paradebeispiel für Selbsttäuschung ist die Prokrastination. Wie Pia und Leon verschiebst du vielleicht Entscheidungen, weil du dir einredest, dass „morgen“ der bessere Zeitpunkt ist. Doch die Wahrheit ist, dass dieser bessere Zeitpunkt selten kommt. Stattdessen hältst du an unglücklichen Situationen fest, in der Hoffnung, dass sich etwas von alleine ändert – aber das passiert selten.

Der Schlüssel liegt darin, die eigenen Stärken und Ressourcen zu aktivieren, um solche Verhaltensweisen zu durchbrechen. Es geht darum, dir deiner Fähigkeiten bewusst zu werden und den Mut zu fassen, den ersten Schritt in Richtung Veränderung zu machen – anstatt auf den perfekten Moment zu warten, der vielleicht nie kommt.

 
 

Verharren in unangenehmen Situationen

Wie Pia und Leon bleiben viele Menschen in Situationen, die sie unglücklich machen, weil sie Angst vor dem Unbekannten haben. Ob es der Job ist, der dich nicht mehr erfüllt, oder die Beziehung, die längst ihren Zauber verloren hat – du bleibst, weil Veränderung unsicher ist. Diese Angst vor dem Ungewissen lässt uns lieber in der bekannten, wenn auch unglücklichen, Situation verharren.

Doch Studien zeigen, dass unser Gehirn das Bekannte oft über das Glück stellt. Der Neurowissenschaftler Dean Buonomano erklärt, dass wir biologisch darauf programmiert sind, das Risiko zu minimieren. Deshalb bleiben wir oft in Jobs oder Beziehungen, die uns nicht guttun, weil das Vertraute weniger Angst macht als das Ungewisse.

Wie du aufhörst, dich selbst zu belügen

  1. Bewusstsein schaffen: Der erste Schritt, um aus diesem Kreislauf auszubrechen, ist, dir ehrlich Fragen zu stellen. Pia und Leon hätten früher erkennen können, dass sie nicht glücklich sind, wenn sie ihre inneren Zweifel ernst genommen hätten. Es hilft, dich regelmäßig zu fragen: "Bin ich wirklich zufrieden, oder erzähle ich mir nur eine Geschichte, um den Status quo zu rechtfertigen?"

  2. Stärkenorientierung und Ressourcenaktivierung: Wenn du dich auf deine Stärken fokussierst und lernst, deine eigenen Ressourcen zu aktivieren, wird es dir leichter fallen, dich von alten Mustern zu lösen. Du kannst anfangen, nach vorne zu blicken, anstatt in der Vergangenheit zu verharren. Deine Bedürfnisse sind der Schlüssel dazu: Wenn du lernst, deine Bedürfnisse zu erkennen und ernst zu nehmen, kannst du kraftvoller und bewusster Entscheidungen treffen, die dir guttun.

  3. Mut zur Veränderung: Veränderung ist beängstigend, aber sie ist auch der Weg zu einem erfüllteren Leben. Indem du dir kleine, erreichbare Ziele setzt, kannst du nach und nach größere Veränderungen in Angriff nehmen. Genau wie Pia und Leon musst du dir bewusst machen, dass Stillstand oft schmerzhafter ist als der Schritt ins Ungewisse.

Raus aus der Selbstlüge, rein in das Leben. Eins, das zu DIR passt!

Lass die Angst vor Veränderung hinter dir und finde den Mut, das Leben aktiv zu gestalten – und nicht nur darauf zu warten, dass es sich von selbst ändert.

Empowerment bedeutet, Verantwortung für dein eigenes Leben zu übernehmen, dich nicht länger selbst zu belügen und die Dinge in die Hand zu nehmen.

Wenn du deine Stärken erkennst und sie gezielt einsetzt, kannst du endlich das Leben führen, das zu dir und deinen Bedürfnissen passt.

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