Mallorcas Südosten: Santanyí und Portopetro
Santanyí, der Ort der Deutschen, Portopetro, das Hafenstädtchen vor Cala d'Or.
Es ist die Woche vor Pfingsten, ein gewöhnlicher Mittwoch für jeden Mallorquiner und ein Zwischending für mich. Ich bin zu Besuch und arbeite hier, freiberuflich, wie zu Hause in Deutschland auch. "Wir gehen heute auf den Markt", sagt mein Gastgeber. "Mittwoch ist Markttag." Er hat vergessen, dass Pfingsten vor der Tür steht. Und bereits viele Touristen auf Mallorca angekommen sind.
Markttag in Santanyi
Wüsste ich es nicht besser, ich würde meinen, ich sei in Deutschland. Jedenfalls bin ich umgeben von deutschen Wortfetzen , unter die sich ein paar wenige britische Brocken mischen. Ein Mann hinter mir bemerkt in schönstem British English "Oh goodness... I have never seen this place so crowded before...". Dann verliert sich seine Stimme im Gewimmel der Touristen. Wir arbeiten uns vorbei an den Marktständen und gut besuchten Cafés in Richtung Kirchplatz.
An jedem Mittwoch und Samstag ist Markttag in Santanyi, werde ich aufgeklärt. Den Samstag möchte ich dann lieber erst gar nicht erleben, denke ich, mir reicht es so bereits vollkommen. Meiner Begleitung auch.
Wenn man wie ich in Santanyi wohnt, braucht man sich wenigstens nicht um einen Parkplatz zu sorgen. Parkplätze sind in dem kleinen Städtchen mit seinen engen Gassen eher rar gesät. Ich habe schon gelernt, dass es sich auf Mallorca nicht empfiehlt, auf die Verkehrsregeln zu pfeifen. Zumindest nicht, wenn es ums Parken. Es ist eigentlich leicht: sind die Streifen am Straßenrand gelb, heisst das "Halteverbot". Blaue Streifen bedeuten, dass irgendwo in der Nähe ein Parkscheinautomat steht und man einen Parkschein braucht. Quergestreift bedeutet Ent- und Beladezone, und ist gar keine Linie in Sicht, darf das Auto stehen bleiben. Wer im Halteverbot erwischt wird und gleich bezahlen kann, sollte das tun, denn dann reduziert sich der Preis um die Hälfte.
Leben und geniessen auf Mallorca
Der Markt in Santanyi am Mittwoch gehört sozusagen zum Inventar, wenn man hier auf Mallorca lebt. Man trifft sich auf einen Cortado oder einen Lunch und danach zieht jeder seiner Wege. In den Ferien und über die Feiertage reduzieren sich die einheimischen Besucher während die Anzahl der Urlauber merklich zunimmt. Wer zur Hauptsaison herkommt muss sich darauf einstellen, nicht allein über den Markt zu schlendern. (Seit dem Jahr 2020 hat sich das alles natürlich geändert.)
An den Ständen bieten rufende und schweigsamere Händler Obst, Gemüse, typisch mallorquinische Würste, Schinken und Käse, Kunsthandwerke wie Keramik, Accessoires wie Ledertaschen, Armbänder, Schmuck, Tücher und Kleidung oder die für Mallorca typischen Bast-Taschen an. Von irgendwoher wehen ein paar entspannte Beats und Trommelklänge herüber, Süden eben. Die Sonne scheint entspannt auf den Trubel hinunter und auch der stahlblaue Himmel mit ein paar weissen Wolkentupfern zeigt sich unbeeindruckt. Die Stimmung duftet nach Urlaub und Laisser-faire. So ist das hier, klären mich die Einheimischen auf, ich sollte doch mal runter kommen mit meinem typisch deutschen Druck.
Portopetro am Mittag
In dem kleinen Hafenörtchen Portopetro ist nichts los. Schiffe schaukeln träge im Hafen herum, nur wenig Leute sitzen in den Restaurants entlang der überschaubaren Promenade. Portopetro wirkt um diese Zeit ursprünglich und ein bisschen verschlafen. Wir essen Pa amb oli, ungesalzenes Brot mit geriebenem Knoblauch, Tomate, Olivenöl und Salz, danach Frito Marisco, Pulpo mit Kartoffeln und Gemüse. Dabei schaue ich auf das Meer und die Boote und höre, wie der Wind in den Segeln der Boote spielt.
Ein ganz gewöhnlicher Mittwoch auf Mallorca. Zum Glück ist meine Freundin da und ich darf mir erlauben, zu urlauben. Ist ja nur für eine paar Tage, denke ich, und trinke einen Schluck Weisswein.
Links:
Santanyi
Mit dem Mietwagen ist Santanyi von der Hauptstadt Palma de Mallorca aus über die MA-19 in ca. 45 Minuten zu erreichen. Früh da zu sein empfiehlt sich wegen der begrenzten Parkplätze.
Von Santanyi aus über die Ma-19 in ca. 15 Minuten erreichbar.
Restaurant-Tipp: Es Bergant mit Blick auf den Hafen