Neujahr auf Juist - eine wundersame Bildergeschichte aus dem Jahr 2016

Scenic shot of the beach with waves hitting the rocks.

Wir sitzen im Taxi von Norddeich-Mole Flughafen zum Hafen. Ganz geschickt haben wir das Auto dort geparkt, wo wir wieder eintreffen würden, nach unserem Neujahrsauftakt auf Juist. Dachten wir jedenfalls. Noch ahnen wir rein gar nichts, hinten auf der Rückbank vom Taxi Driever. Wir blicken auf den grasgrünen Deich und auf die am Neujahrsmorgen menschenleere Straße. "Bitte ma' einen Medikamententransport in die Deichstraße. Wer kann das mach'n?" klingt eine Stimme aus dem Funk unseres Fahrers. "Wir brauchen einen Kasten Bier und zwei Flaschen Wodka, biddeee", weist die Stimme an. Wie bitte? Meine Begleitung und ich schauen uns verständnislos an. Wie jetzt? "Na, dat is hier ganz normal" erklärt der gut gelaunte ostfriesische Taxifahrer grinsend. "Ich hab' heut Morgen schon zwei Medikamententransporte gehabt. Hat ja nix auf heute, und da bestellen die Leute uns. Wir holen die Bestellung bei der Tankstelle ab und - ab geht das, ne? Wer's braucht." Ah ja. Willkommen in Ostfriesland.

Krabbenbrot und Sonnenschein

Die Fahrt nach Juist hätte entspannter nicht sein können. Wir essen zuerst Krabben mit Schwarzbrot an Bord und vertreten uns anschließend oben an Deck die Beine im Sonnenschein. Die Insel zieht gemächlich rechts an uns vorüber, Menschen laufen am äußersten Ostende am Strand herum, die ganz kleinen Punkte sind wohl Hunde. Der Wind bläst kühl und die frische Luft fungiert als perfekter Energiekick. Links passiert die von Juist kommende Fähre, wir winken uns zu, das macht man so auf See und wenn man unterwegs ist nach Juist. Die einen winken voller Vorfreude, die anderen schweren Herzens und ein bisschen neidisch. Ich gehöre zu den Glücklichen, ich fahre hin und noch lange nicht zurück.

Hafentrubel

Juist empfängt uns mit wahrem Kaiserwetter: blauer Himmel, Sonnenschein, lächelnde Menschen, die ihre anreisenden Freunde vom Schiff abholen und sie auf Juist-Boden in die Arme schließen. "Endlich, wir sind da!" höre ich jemanden rufen und es scheint, als sei die Ankunft ein kollektives Glücksgefühl. Ein freundlich lächelnder Kofferträger mit Pabst-Mütze auf dem Kopf hievt unser Gepäck aus dem Kofferwagen mit der Nummer 12B. Rein mit den Koffern in den Fahrradanhänger und wenig später sehen wir den Mann mit der Pabst-Mütze auf dem Kopf anständig in die Pedale treten, als er uns auf dem Weg zum Hotel überholt. Wir dürfen schlendern und schauen und genießen. Viele Menschen hier, denke ich, das bin ich gar nicht mehr gewöhnt.

Päbstlich wohnen

Es mag sehr langweilig klingen: einmal im Jahr auf dieselbe Insel fahren und, als ob das nicht genug wäre, auch noch seit Jahrzehnten im selben Hotel absteigen. Mir egal, mich langweilt es kein Stück. Ich komme nach Hause und freue mich auf den Empfang bei Pabst, auf Frau Pape, die uns entgegen lächelt und als erstes fragt, wie es denn meiner Mutter ginge. Dieses Jahr hat Mama es nicht geschafft auf die Insel, sie kommt sonst im Sommer mit den Enkelkindern, ganz wie es so viele auf Juist, der Generationeninsel, ihr gleichtun. Wir schlafen in Zimmer 234 mit Blick auf den Wasserturm gen Osten. Draußen auf dem rotgepflasterten Weg hinauf zum Strand laufen Menschen und Hunde und Kinder, sie pilgern zum Strand oder laufen schon zurück hinunter ins Dorf. Vielleicht, um irgendwo ein Matjes- oder Krabbenbrötchen oder einen Teller Milchreis zu essen. Es geht auf Mittag zu.

Domäne Bill - letzter Tag vor dem Saisonende

Wie wir von anderen Gästen erfahren haben, wäre dies der letzte Tag, an dem die Domäne Bill geöffnet hätte und da ein Spaziergang mit Einkehren in der Domäne auf einen Stuten oder eine heiße Linsensuppe zu jedem Juist-Besuch absolut dazu gehört, machen wir uns auf die Socken. Hin am Strand mit dem aufkommenden Ostwind im Rücken und zurück über die Insel. Gut gestärkt und aufgewärmt streifen wir durch das Wäldchen mit seinen bizarren Baumgewächsen, die an einen Hexenwald erinnern. Wir passieren den Hammersee und beobachten für eine Weile die Entenschar, die sich auf ihm niedergelassen hat. Die braunen Enten schaukeln auf den kleinen Windwellen wie kleine Kähne herum. Noch ahnen wir nicht, dass am nächsten Tag alles anders werden würde.

Zu Neujahr auf Juist - meine Insel ist immer für eine Überraschung gut!

Wo am vergangenen Tag die Sonne vom Himmel schmunzelte und weiße Wölkchen den blauen Himmel entzückten, wabert jetzt eine dicke Wolkenschicht herum. Unwetterwarnungen sind ausgesprochen worden, die Windstärke hat sich auf acht bis neun heraufgeschraubt und die windgeschüttelten Fahnen weisen schnurgerade  gen Westen. Der Ostwind hat das Blitzeis mitgebracht: auf den Straßen keine Menschenseele, die dünne Eisschicht spiegelt gefährlich. Die idyllische Insel hat sich in ein einziges Eismeer verwandelt. Selbst der Sand und die Muscheln am Strand sind von Eis bedeckt. Unwirklich sieht die Welt da draußen aus.

Unser Taxifahrer weit entfernt auf dem Festland wird wohl keine "Medikamente" mehr ausliefern können, fährt es mir kurz durch den Kopf. Und der nächste Gedanke zaubert mir ein breites Grinsen auf mein eingefrorenes Gesicht: ich werde noch hier bleiben, ich komme ja einfach gar nicht weg von meiner Lieblingsinsel. Der Wettergott hat uns nicht nur Eis und Kälte gebracht sondern vor allem Zeit geschenkt. Für die nächsten Tage wird es noch ruhiger auf Juist, selbst die Pferde müssen im Stall bleiben. Ausnahmezustand. Na und? Willkommen auf Juist.

Juist, die Insel mit den 2 Gesichtern: eine Bildergeschichte

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