Die volle Wahrheit: 14 Tage Ayurveda. Und jetzt?

Scenic shot of the beach with waves hitting the rocks.

Um das gleich vorweg zu nehmen: diese 14 Tage Panchakarma würde ich jederzeit wieder machen. Die Zeit auf Sri Lanka und im Surya Lanka hat sich als nicht immer einfach gestaltet, doch das Ergebnis ist der Hit: ich fühle mich unglaublich energiegeladen, frisch und, ja, einfach gesund und „in der Mitte“.

Die erste Woche hatte ich als hart beschrieben. Weil ich mich temporär in Verzicht üben durfte und er mir schwer fiel. Ich habe abgeführt (Virechana), mich mit Snehanam darauf vorbereitet und vier Stirngüsse, die Shirodharas, bekommen. Das ist dann auch irgendwann mal genug. Ich habe eine Nasenspülung (Nasyam) hinter mich gebracht und meine offenen Augen in warmem Ghee gebadetet. Zwischendurch gab es jede Menge Öl-Massagen mit speziell abgestimmten Ölen von sicherlich mehr als 6 Paar unterschiedlichen Händen, die mich geknetet und gestreichelt und abgeklopft haben. Ich lag im Schwitzkasten, wie wir das Steam Bath nannten, und habe mir die Giftstoffe heraus geschwitzt. Das alles waren Teile des Hauptteils der Kur und ich freute mich auf eine easy going Woche. Doch es kam anders.

Kühe im Garten!

Kühe im Garten!

Vasti – eine Erfahrung der anderen Art

Zuerst möchte ich noch ein paar Worte über Vasti verlieren. Diese Anwendung stand in der 2. Wochen auf dem Plan und ist meines Erachtens erwähnenswert.

Vasti ist die Reinigung des Dickdarms. Ich sage mal, dass ein rektaler Einlauf mit warmen Ghee nicht unbedingt jedermanns/frau Sache ist und zumindest als gewöhnungsbedürftig eingestuft werden darf. Vasti wird angewendet, um Vata auszuleiten. Als Vata-Pitta-Typ durfte ich viermal vorbeischauen und mir Vasti abholen.

Jeweils nach dem Abendessen durfte ich noch einmal durch die Dunkelheit zu dem spärlich erleuchteten „Haus 2“ gehen und mir von der Ärztin und einem Therapeuten Vasti verpassen lassen. Im Wesentlichen streckt man den beiden dabei seinen nackten Hintern entgegen, damit sie den Einlauf legen können und das warme Ghee mittels einer überdimensionalen Spritze dahin befördern können, wo es hin soll, nämlich in den Dickdarm. Anschließend sollte ich mich schnellen Schrittes auf mein Zimmer begeben, um dort für ca. 20 Minuten auf dem Bett zu ruhen und darauf zu warten, dass das Ghee sich wieder von meinem Dickdarm verabschieden wollte. Der Abschied fiel kurz und bündig aus, war kein bisschen schmerzhaft und hat mir überhaupt nichts ausgemacht. Einzig das vorherige Prozedere empfand ich als ein wenig entwürdigend. Es war in jedem Fall eine gute Übung, um die letzte Spur von Scham abzulegen. Der wäre hier absolut hinderlich gewesen.

Kräuterhexe! Gewürzschränkchen in der Klinik

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Die 2. Woche – schlimmer wird's nimmer? 

Vasti und die Anwendungen der ersten Woche taten ihre Wirkung. Was auch immer den Ausschlag gab, das meine ich buchstäblich, denn ich bekam ihn, den Ausschlag, kann ich nicht sagen. Es könnten die Auswuikungen von Virechana gewesen sein, denn darüber habe ich folgendes in Erfahrung gebracht.

Virechana und die Wissenschaft

Wissenschaftler haben im Jahr 2002 eine Studie durchgeführt, in der die Auswirkungen einer Virechana-Behandlung (Abführen aus dem Dünndarm mit einem ayurvedischen Abführmittel) überprüft werden sollten. Darin konnte nachgewiesen werden, dass sogar der Anteil an fettlöslichen Industriegiften, wie DDT und PCBs durch eine einzige Virechana-Behandlung um bis zu 50 Prozent reduziert werden konnte. Bislang wurde davon ausgegangen, dass im Körper angesammelte Gifte dieser Art überhaupt nicht mehr ausgeschieden werden können. Wow! Ich weiß zwar nicht, ob es nun diese Gifte waren, die da aus mir herauskamen oder etwas anderes, doch klar ist mir noch mal mehr, dass Ayurveda eben kein Ponyhof ist. Es ist eine Medizin. Punkt.

Bei einem Entgiftungsprozess entständen eben Nebenwirkungen, erklärte mir die Ärztin, als ich mit feuerrotem, brennendem und abenteuerlich aufgequollenem Gesicht vor ihr saß. Jeder Mensch habe seine Schwachstelle, und bei mir sei das offenbar die Haut, übrigens unser größtes Ausscheidungsorgan.

Beach Walk: Loneliness

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Treffen mit der Feuerqualle

Damit meine ich nicht mich, obwohl man mich rein optisch durchaus als eine solche hätte bezeichnen können, sondern die Qualle im Indischen Ozean, mit der ich bedauerlicherweise zu Beginn der zweiten Woche zusammenstieß. Gesehen habe ich sie nicht, jedoch bemerkt, nachdem sie mit ihren durchsichtigen Fäden mehrere Stellen meines Körpers touchiert hatte. Ich weiß nicht, ob jemand schon einmal von einer Feuerqualle geküsst wurde, ihre Hinterlassenschaften tun jedenfalls höllisch weh und mir war schnell klar, warum die Viecher heißen wie sie heißen. „Geh mal zur Ärztin, die kann Dir sicherlich etwas dagegen geben“, sagte eine mitfühlende Kurgenossin. Die Ärztin versorgte mich mit einem Öl (natürlich) und einer Paste, von der ich vermute, dass sie auf Ghee basierte. Kurz gesagt: Die Paste half.

Dieses an sich nebensächliche Ereignis markierte den Beginn von noch mehr Ausschlag. Diesmal im Gesicht. Am Morgen nach dem Zusammenstoß mit der Qualle, es war der Montag, erwachte ich mit geschwollenem Gesicht und verquollenen Augen. Ich war über Nacht quasi selbst zur Qualle mutiert. Neben den Schwellungen fühlte sich meine Haut an wie Schmirgelpapier und brannte wie Feuer. Mit einem Bottich „Herbal Water“ inklusive einer Rolle Watte zog ich ab auf mein Zimmer. Mit der in Kräuterwasser getränkten Watte sollte ich mein Gesicht kühlen.

Der Weg ist das Ziel

Der Entgiftungsprozess hielt sich bei mir hartnäckig: mein Gesicht sah jeden Tag ein bisschen anders aus, mal war das rechte, dann das linke Auge geschwollen und morgens gerne auch beide zusammen. Das Stück Nase, das genau zwischen den Augen liegt, hatte sich um diverse Zentimeter verbreitert und zu beiden Seiten meines Kiefers hatten sich kleine Säcke gebildet, die mich an Mumps-Backen erinnerten. Ich kann es nicht schön reden, mir ging es ein paar Tage lang einfach nicht sonderlich gut. Was meine Begeisterung für eine Ayurveda Kur jedoch in keinster Weise schmälert. Meine Begleitung (männlich) zeigte übrigens kein einziges Entgiftungs-Symptom, was mich schon ein wenig nachdenklich gestimmt hat. Schleppte ich denn soviel „Gift“ mit mir herum? Was auch immer das in meinem Gesicht da gewesen war, es verschwand nach genau einer Woche, genau 24 Stunden nach der Landung auf dem heimischen Flughafen. Morgens unter der Dusche konnte ich die schuppige Haut im Gesicht einfach abwaschen - und darunter offenbarte sich eine so zarte und weiche "neue" Haut, die ich vermutlich zuletzt als Kind mein eigen nennen durfte. Seit dem benutze ich übrigens kaum noch Gesichtscrème - ich brauche sie ganz einfach nicht mehr.

Herbal Water für's Gesicht

Herbal Water für's Gesicht

Ayurveda Kur - wie lange sollte sie dauern?

Mit einem geschwollenen Gesicht zurück nach Hause zu reisen macht wenig Freude und ich habe beschlossen, eine Ayurveda Kur in Zukunft definitiv für mehr als „nur“ 13 Kurtage zu planen. Nicht umsonst raten Ayurveda-Ärzte dazu, sich dafür möglichst drei Wochen Zeit zu nehmen. Ich würde sie das nächste Mal für 17 bis 18 Tage buchen. So bleibt genug Zeit für „Nebenwirkungen“. Die letzten Tage sollen der Regeneration, dem Aufbau dienen und natürlich wäre es besser gewesen, ich hätte mich an Ort und Stelle auskurieren können. So habe ich zu Hause so gut es ging weiter gemacht. Und komme damit zur Schlussfrage:

Ayurveda Kur – und dann?

Wir sind mit ayurvedischer Medizin in Form von Pillen und einem Kräutersirup (unser Schnaps) im Gepäck nach Hause geflogen. Auf die Frage, ob ich die Sachen nachbestellen könnte erwiderte die Ärztin direkt: "Besser ist es, wenn Du Deinen Lebensstil änderst." Ständig etwas zu schlucken oder jedes Jahr eine Kur zu machen bringt es also nicht. Viel schlauer wäre es, sich dauerhaft fit und frisch und rundum gesund zu fühlen - und entsprechend zu leben.

Ich bin dabei. Aus dem Kur-Urlaub habe ich zahlreiche Rezepte mitgebracht, die ich seit der Rückkehr sukzessive zubereite. Nicht alles gelingt gleichermaßen gut, doch ich übe und habe tatsächlich Spaß daran. Sicherlich spielt auch eine Rolle, dass ich so genau weiß, wie unfassbar gut mir diese Gerichte tun. Völlegefühl, Blähungen, Verstopfung, Aufstossen müssen? Hab ich seit dem nicht mehr.

Roter Reis & Curry

Roter Reis & Curry

Curry & Co. - eine gute Wahl

Ich versuche mich nun an Curries mit Gurken, (Süß-)Kartoffeln, Kürbis, Kichererbsen oder Cashewnüssen, esse Mungbohnen und ayurvedische Frühstückssuppe mit rotem Reis und Fingerhirse-Mehl und sehr oft Roti. Es schmeckt, es tut mir gut. Den Tag beginne ich mit einer Tasse heißem Wasser und trinke auch über den Tag verteilt warmes Wasser. Seit fünf Wochen habe ich keinen Alkohol getrunken und habe tatsächlich immer noch keinen Appetit auf ein Glas Wein. Unglaublich aber wahr. Vielleicht hatte es einmal sein Gutes, dass die Kur bei mir zu Nebenwirkungen führte. Ich denke nämlich, dass dieser ganze Schrott nicht umsonst aus meiner Haut und meinen Drüsen heraus gekommen sein soll. Ich tue mich wirklich schwer mit der Vorstellung, meinem Körper zuzufügen, was er irgendwann wieder herausgiften müsste. Jedenfalls noch nicht.

Ob das schwer ist? Nee. Einmal die Zutaten und Gewürze besorgen und dann los!

Nächste Woche lebe ich seit 6 Wochen ayurvedisch. Mein Ziel: weiter machen. Warum? Weil es so was von gut tut.

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